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02 / 2021
REUTLINGEN-HERBERTINGEN NEWSLETTER
VIELEN DANK, ADE UND AUF WIEDERSEHEN
 
Sehr geehrte Damen und Herren,
 
ein ereignisreiches Jahr 2021 geht dem Ende entgegen, die Weihnachtszeit steht vor der Tür. Dieses Jahr hat für uns trotz der andauernden Belastungen, die die Corona-Pandemie nach wie vor für uns alle bedeutet, auch große Höhepunkte bereitgehalten: Nach nunmehr fast neun spannenden Jahren auf der Schwäbischen Alb konnten wir unseren Ersatzneubau zwischen Reutlingen und Herbertingen fertigstellen und in Betrieb nehmen.
 
Daher möchten wir diesen Newsletter zum Jahresausklang auch dafür nutzen, uns mit einem Rückblick auf das Geschaffte von Ihnen zu verabschieden. Zugleich möchten wir uns bei dieser Gelegenheit bei Ihnen für den zu jeder Zeit konstruktiven Dialog zu unserem Vorhaben ganz herzlich bedanken. Mit dem erfolgreichen Projektabschluss und diesem letzten Newsletter beenden wir die Kommunikation zum Projekt Reutlingen-Herbertingen.
 
Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien schon jetzt eine besinnliche Weihnachtszeit und einen guten Start in das neue Jahr 2022. Bleiben Sie gesund!
 
Freundliche Grüße, ade und auf Wiedersehen
 
Ihr Jörg Weber
Amprion GmbH / Projektkommunikation
 
Jörg Weber
Amprion GmbH
Projektsprecher BW
+49 231 5849 12933
Fertig!
Pünktliche technische Inbetriebnahme
 
Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit haben wir unseren Ersatzneubau der 380-kV-Höchstspannungsfreileitung zwischen Reutlingen-Rommelsbach und Herbertingen wie geplant am 30. Juni 2021 abgeschlossen. Mit der Zuschaltung in unser Netz ging die zuletzt größte Energiewende-Baustelle in Baden-Württemberg zu Ende. Auf einer Länge von 61 Kilometern von der Schwäbischen Alb bis in die Donauebene haben wir dabei die vorhandene Stromleitung verstärkt und fit für die Zukunft gemacht.
 
Die neue Leitung erhöht die Übertragungskapazität im südlichen Baden-Württemberg und sorgt damit für mehr Versorgungssicherheit in der Region. Der deutsche Gesetzgeber hatte diesen Bedarf anerkannt und das Projekt daher als Vorhaben Nr. 24 im Bundesbedarfsplangesetz beschlossen. Zuständig für das Genehmigungsverfahren war das Regierungspräsidium Tübingen.
 
Im Zuge des Ersatzneubaus haben wir 216 Masten der alten Leitung aus den 1920er Jahren zurückgebaut und durch 181 moderne Masten ersetzt. Insgesamt konnten wir damit die Anzahl der Masten um fast 20 Prozent reduzieren. Vier historische Masten bleiben als Industriedenkmal in Eningen unter Achalm für die Nachwelt erhalten (mehr dazu unten).
 
Der für den Ersatzneubau verantwortliche Projektleiter Klaus Ludwig freut sich über den erfolgreichen Abschluss: „Wir sind trotz Corona und den damit verbundenen Auflagen mit dem Projekt im Zeitplan geblieben. Unser Dank gilt den beteiligten Baufirmen für die professionelle Umsetzung.“ Zu den Zahlen der Baustelle ergänzt Ludwig: „Wir haben rund 1.700 km Leiterseil, 70 km Lichtwellenleiter, 10.500 t Stahl und über 27.000 m³ Beton auf der 61 Kilometer langen Trasse verbaut. Die Mitarbeiterzahl variierte von Woche zu Woche, zu Spitzenzeiten waren bis zu 200 Monteure gleichzeitig auf der Wanderbaustelle unterwegs.“
 
Projektsprecher Jörg Weber ergänzt: „Durch unsere proaktive Projektkommunikation haben wir alle am Verfahren Beteiligten – Kommunen, Eigentümerinnen und Eigentümer, Anwohnerinnen und Anwohner, Institutionen und die Menschen in der Region – von Beginn an mitgenommen und frühzeitig über die einzelnen Phasen dieses Leitungsbauprojektes auf dem Laufenden gehalten.“
 
Industriedenkmal
Teil der Nord-Süd-Leitung bleibt erhalten
 
Gemeinsam mit dem Bürgermeister der Gemeinde Eningen unter Achalm, Alexander Schweizer (3. v. l.), Dr. Michael Hascher (4. v. l.) vom baden-württembergischen Landesdenkmalamt und der von uns beauftragten Reutlinger Agentur Wagnerwagner haben wir am 15. Juli das Industriedenkmal „Historische Nord-Süd-Leitung“ eingeweiht. Fast ein Jahrhundert lang haben die historischen Masten das Landschaftsbild auf der Schwäbischen Alb und in der Donauebene entscheidend geprägt.
 
Das baden-württembergische Landesdenkmalamt hat die sogenannte Nord-Süd-Leitung als Meilenstein der Energiegeschichte unter Denkmalschutz gestellt. Im Zuge des Ersatzneubaus des Leitungsabschnittes zwischen Reutlingen und Herbertingen blieben deshalb vier alte Masten auf der Eninger Weide erhalten – nur wenige Meter entfernt vom Albaufstieg, der die Ingenieure beim Bau der historischen Leitung in den 1920er Jahren vor technische Herausforderungen gestellt hatte.
 
Die 90 Jahre alten Denkmalmasten tragen Leiterseile, die an historischen Porzellanisolatoren befestigt sind. Sie führen jedoch keinen Strom mehr. Zwei große Informationstafeln auf dem Wanderparkplatz Würtinger Sträßle an der L380 sowie auf Höhe des ersten Denkmalmastes machen das Industriedenkmal nun „erlebbar“. Darauf zeigen historische Bilder und Karten, wie die Nord-Süd-Leitung in den 1920er Jahren geplant und gebaut wurde. Wir haben uns dabei ganz bewusst für den Standort auf der Eninger Weide entschieden, da das Denkmal über den Wanderparkplatz für die Öffentlichkeit gut erreichbar ist.
 
 
Ab 1930 verband die Nord-Süd-Leitung über 700 Kilometer das rheinische Braunkohlerevier mit den Pumpspeicherkraftwerken der Alpen. Dabei wurde in Deutschland erstmals die Spannungsebene von 220.000 Volt eingesetzt. Dies erlaubte die verlustarme Übertragung von Strom über weite Entfernungen und die Speicherung von Stromüberschüssen – eine technische Pionierleistung auf dem Weg zur sicheren Stromversorgung durch ein vermaschtes Verbundnetz.
 
Feierstunde
Symbolischer Projektabschluss
 
Der Stecker steckt – nach der technischen Inbetriebnahme unseres Ersatzneubaus Reutlingen – Herbertingen Ende Juni konnten wir Anfang November diesen Meilenstein auch symbolisch feiern. Den Festakt im ehemaligen Offizierskasino Württemberg Palais in Münsingen haben wir gemeinsam mit einer Delegation des baden-württembergischen Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft gestaltet.
 
Rund 50 Gäste waren unserer Einladung in den historischen Festsaal von 1895 gefolgt – darunter auch das Regierungspräsidium Tübingen, mehrere Bürgermeister und Landtagsabgeordnete, die Bürgerinitiative Hochspannung Riedlingen sowie unsere Baufirmen SPIE SAG, Omexom und Cteam. Nach einer kurzen Begrüßung durch unseren Projektsprecher Jörg Weber hatte Mike Münzing, Bürgermeister der Stadt Münsingen, das Wort. Er nahm in seinem Grußwort die Gäste in seiner Stadt herzlich in Empfang und betonte die Bedeutung der Zukunftsaufgabe Energiewende und der gesellschaftlichen Akzeptanz.
 
 
Im Anschluss trat unser technischer Geschäftsführer Dr. Hendrik Neumann auf die Bühne und würdigte die Leistung aller Projektbeteiligten: „Auf der Schwäbischen Alb und in der Donauebene ist ein Stück Energiewende fertiggestellt. Wir sind stolz, dass wir die Leitung trotz der besonderen Umstände der Corona-Pandemie Ende Juni pünktlich in Betrieb nehmen konnten. Unser Dank gilt allen beteiligten Firmen, unserem Projektteam sowie der baden-württembergischen Landesregierung und der Genehmigungsbehörde.“ Zugleich machte Neumann deutlich, dass der schnellstmögliche Ausbau des Stromnetzes für den Erfolg der Energiewende von zentraler Bedeutung sei: „Wir müssen noch viele Kilometer Stromleitungen bauen, um in Deutschland bis 2045 klimaneutral zu werden. Dafür brauchen wir eine deutliche Beschleunigung des Netzausbaus, unter anderem durch schnellere Genehmigungsverfahren.“
 
Für das Landesministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft griff dies anschließend Dr. Ulrich Maurer als Vertreter der krankheitsbedingt verhinderten Energieministerin Thekla Walker in seiner Festrede auf. Der Leiter der Abteilung Energiewirtschaft unterstrich die Überzeugung der Landesregierung, dass der Netzausbau vor dem Hintergrund der wachsenden Importabhängigkeit Baden-Württembergs das Rückgrat der Energiewende sei. Vonseiten des Umwelt- und Energieministeriums war auch ein Lob dabei: „Hier haben die Amprion GmbH und alle anderen Beteiligten einen ziemlich guten Job gemacht.“
 
Nach diesem Ausflug in die energiepolitische Arena lenkte Dr. Christoph Gehlen, Leiter Leitungsbau bei Amprion, den Blick wieder auf das Projekt Reutlingen – Herbertingen und erklärte anschaulich die technischen Besonderheiten und baulichen Herausforderungen der neuen Freileitung: „Hier sind rund 1.700 Kilometer Leiterseile verbaut worden. Das entspricht der Entfernung von Münsingen bis Oslo.“
 
Projektsprecher Jörg Weber stellte in einem kurzen Impulsvortrag die Öffentlichkeitsbeteiligung vor, die mit über 50 Veranstaltungen umfassend ausgefallen war. Dabei habe man „nicht nur Dialekt gelernt“, sondern sei mit den Bürgerinnen und Bürgern zu einem vertrauensvollen Verhältnis gekommen. Den Beweis hierfür lieferte Gerhard Reichelt, Vorsitzender der Bürgerinitiative Riedlingen, indem er in humorvollen Anekdoten auf den gemeinsamen Weg von der ersten Begegnung bis zur Realisierung der Siedlungsumfahrung in Riedlingen zurückblickte.
 
 
Schließlich rundeten Dr. Hendrik Neumann, Dr. Christoph Gehlen und unser Projektleiter Klaus Ludwig (3. v. r. bis 1. v. r.) sowie Dr. Ulrich Maurer, Mike Münzing und Gerhard Reichelt (3. v. l. bis 1. v. l.) den Festakt ab, indem sie zwei Teile eines großen Stromsteckers, die symbolisch für Amprion und das Land Baden-Württemberg standen, feierlich miteinander verbanden. Für unser Projektteam gehen mit diesem würdigen Abschluss nun fast neun interessante und energiegeladene Jahre auf der Schwäbischen Alb zu Ende.